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Die Gründung der Bürgerstiftung Steinheim

Im Juni 2002 konnte das neue Möbelmuseum Steinheim eröffnet werden. Die Unterstützung durch die Steinheimer Bürger war beeindruckend, denn trotz 100.000 DM (50.000 Euro) Renovierungskosten konnte es schuldenfrei seine Tore öffnen. Zu seiner laufenden Unterhaltung fehlten allerdings zunächst noch 2.000 Euro, die aber durch Eintrittsspenden herein kamen.

Doch schon 2006, nach nur vier Jahren, standen wir vor einem Riesenproblem: Unsere Etage war überfüllt, und die obere Etage wurde frei und sollte langfris-tig vermietet werden. Wir mussten zugreifen, das war klar, aber woher das Geld für den Unterhalt nehmen?

Aus der Heimatforschung wusste ich, dass die mittelalterliche Kirche, nachdem sie fast überall den „Zehnten“ verloren hatte, ihren Geldbedarf aus frommen Stiftungen gedeckt hatte. Jahrhunderte lang hatten vier Stiftungen auch in Steinheim diesen Zweck erfüllt, waren aber als Folge zweier Weltkriege im 20. Jahrhundert untergegangen.

Für den Ungerhalt des Möbelmuseums hätten wir kurzfristig 100.000 Euro, langfristig sogar 200.000 Euro Stiftungskapital benötigt, dessen Zinsen als zuverlässige Einnahme das finanzielle Fundament bilden konnten. Jemand der einen solchen Betrag hätte stiften können war weit und breit nicht zu sehen. Aber, überlegte ich, wenn hundert oder mehr Steinheimer Bürger kleinere Beträge zur Verfügung stellen würden, könnte der gleiche Zweck erreicht werden.

Ging das überhaupt – gesetzlich gesehen? Ich fuhr zum Finanzamt und trug dort meine Überlegung vor. „Ach, sie meinen eine Bürgerstiftung? Dafür ist die Regierung in Detmold zuständig. Ich gebe Ihnen die Telefonnummer, machen Sie dort einen Termin“.

Ich hatte das Wort vorher nie gehört, aber was man mir dort erklärte war einleuchtend. Gesetzlich war ein Gründungskapital von mindestens 50.000 Euro erforderlich. Das war in kleines Vermögen, aber wir hatten Mut und gingen die Sache an. Es wurde eine Erfolgsgeschichte wie ich sie nie zu träumen gewagt hätte.
Mehrere Freunde des Möbelmuseums fassten tief in die Tasche, andere hatten in dieser Zeit runde Geburtstage. Sie verzichteten auf Geschenke und baten um Geld für die Stiftung. Das waren zusammen 20.000 Euro. Die Stadt förderte die wichtige Aufgabe mit 10.000 Euro und die Kronospan-Werke in Sandebeck mit 15.000 Euro. Hinzu kamen Steinheimer Bürger als Stifter mit zunächst 1.000, dann 250 und heute 100 Euro – der Start war voll gelungen

Als die Regierungspräsidentin Marianne Thomann-Stahl am Rochustag, dem 16. August 2005 die Urkunde über die staatliche Anerkennung überreichte, hatte das Stiftungskapital 67.000 Euro erreicht, zum Jahresende waren es bei 48 Stiftern bereits über 85.000 Euro. Durch die Namenstiftungen Ursula Spilker-Stiftung, Dr. Elmar Lohe-Stiftung, Rudolf Lüke-Stiftung und die Johannesstiftung der Stadt Steinheim wurden es inzwischen 1,5 Millionen Euro! Für gut zwei Drittel dieser Summe ist der Verwendungszweck von vornherein festgelegt. Mit dem übrigen Geld wird nicht nur das Möbelmuseum unterhalten und jährlich die Öffentliche Bücherei gefördert, sondern trotz der Bankenkrise und dadurch stark zurückgegangener Einnahmen das kulturelle Leben in der Stadt nachhaltig gefördert

Autor: Johannes Waldhoff, 09.03.2018 
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