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Ackerbürgerhaus - Wohnen im Wandel

Kurzbeschreibung 

Dieses für Steinheim typische Vierständerhaus wurde nach dem Stadtbrand 1729 von Gregorius Reinken und seiner Ehefrau Elisabeth Köring wieder aufgebaut.

Der Türbogen trägt eine „Neidinschrift“, wie sie in Steinheim einmalig und in unser Gegen selten ist.

GOTTES GÜTIGKEIT UND JESU TREU
ZEIGET SICH ALL MORGEN NEU
ACH GOTT WIE GETS IMMER ZU
DAS DIE MICH HASSEN DEN ICH NICHTS THU
DIE MIR NICHTS GÖNNE UND NICHTS GEBEN,
MÜSSEN LEIDEN DAS ICH LEBE.

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Hier sehen Sie ein Video zur Geschichte des Ackerbürgerhauses im Pohlhof

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Wir befinden uns hier auf der Emmerstraße, früher bezeichnete man diese Ecke, als Wittenborn. Hier war ein Gemeinschaftsbrunnen mit einer langen Schöpfstange, mit der Wasser aus der Tiefe geholt werden konnte. Umgeben ist dieser Platz von einem Ensemble von Ackerbürgerhäusern, Fachwerkhäusern aus denen früher die gesamte Stadt bestand. Verwertbare Steine waren selten und teuer. Man baute die Häuser aus dem Material, das man an Ort und Stelle hatte, Holz und Lehm.

Die Häuser waren eine Einheit das niederdeutsche Hallenhaus, wie sie es hier sehen, waren Menschen, Vieh und Vorräte unter einem Dach. Wenn man durch die große Einfahrttür das Haus betrat, waren links die Wohnräume, rechts stand das Vieh ohne Fachwerk, nur die Balken und obendrüber auf dem Boden dann eben die Vorräte. Das Vieh heizt im Winter gleichzeitig die Deele mit. Diese Deele war der Allzweckraum dieser Ackerbürgerhäuser, auf ihm lagen Vorräte, auf ihm wurde gearbeitet als Werkstatt und auf dieser Deele konnten ungestört die Kinder spielen.

Erst um 1700 entdeckte man die Hygiene. Man stellte fest, dass das Vieh stinkt. Also wurden hinter dem Haus der Stall angebaut und an der rechten Seite gewann man Platz zur Anlage der guten Stube. In diese gute Stube ging man dann Weihnachten und Ostern rein, Pfingsten war das Wetter zu gut. Sie wurden also recht wenig genutzt. Gleichzeitig entfiel die Heizung für die Deele, sie wurde gerade im Winter ein sehr kalter und sehr ungemütlicher Raum, der die Wohnqualität, die früher in diesen Häusern vorhanden war erheblich störte.

Diese Fachwerkhäuser waren Stroh gedeckt, entsprechend anfällig bei Feuersbrünste, bei Brandunglücken. So stellte man sie stets, wenn man sie aufbaute, unter den Schutz des Herrn, unter den Schutz Gottes. Der kam in den Hausinschriften über dem Portal zum Ausdruck. In aller Regel gab es katholische Haustüren und evangelische Haustüren, so eigenartig sich das anhören mag. Die katholischen Haustüren, die in Steinheim natürlich ausschießlich vorhanden waren, haben oben Volksweisheit als Spruch, dazu die Initialen der heiligen Familie, Jesus, Maria und Josef, und manchmal kam die heilige Agatha als Schutzpatronin des Hausbaus dazu.

Hier haben wir ein typisches Beispiel einer solchen Tür.

DER HERR MACHET REICH

DER HERR MACHET ARM

WER AUF IHN VERTRAUT 

DESSEN ER SICH ERBARMT.

Bei evangelischen Haustüren haben wir immer Texte aus der Bibel, meistens aus den Psalmen und statt der Initialen der heiligen Familie finden wir dort die lippische Rose und den Stern der Grafen von Schwalenberg. An den Türen finden wir überall in Steinheim, soweit sie noch erhalten sind, die Jahreszahlen 1729 oder 1730, die General Feuersbrunst, und dann noch einmal 1790 im oberen Teil der Stadt.

Ein weiteres typisches Beispiel sehen wir an dieser Hausfassade an dieser Hausinschrift oben, wie gesagt die Initialen der heiligen Familie da drunter zunächst, der übliche Segensspruch

GOTTES GÜTIGKEIT UND JESU TREU

ZEIGET SICH ALL MORGEN NEU

Aber dann so eine sogenannte Neidinschrift, wie wir sie hier bei uns äußerst selten haben. Der Text lautet weiter,

ACH GOTT WIE GETS IMMER ZU

DAS DIE MICH HASSEN DEN ICH NICHTS THU

DIE MIR NICHTS GÖNNE UND NICHTS GEBEN,

MÜSSEN LEIDEN DAS ICH LEBE.

Wie erwähnt bei uns ein sehr seltener Spruch, er kommt eigentlich vom Niederrhein. Dort ist er verhältnismäßig häufig. Die Steinheimer haben sich wohl öfter eher was gegönnt. Und natürlich die Jahreszahlen 1730/1729, da müssen ganze Heerscharen von Sprücheklopfern, so nannte man die Zimmerleute, die diese Inschriften fertigten aus der gesamten weiten Umgebung nach hier gekommen sein. Denn in Steinheim hat ja fast kein Haus überstanden und überall gab es Sprüche über den Haustüren anzubringen.

Bilder  📷

 

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