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Das gestohlene Schaf

Anonymer Brief vom 17. August 1943 oder 1944.

Herrn Anton P.
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Werther Herr P.!

Sie werden über diese Zeilen verwundert sein, aber es ist meine versprochene Pflicht, bei Ihnen wegen dieser Sache anzufragen. Meine Frage? Ist Ihnen in den Jahren 1920 bis 1923 ein Schaf abhanden gekommen, und zwar aus einer Weide im sogenannten Renneborn am Holzwege. Nehmen Sie an, ich habe es jemanden versprechen müssen, der jeden Tag an der Front in Todesnot liegt, diese Sache zu regeln. Er hat es nicht aus Gewinnsucht getan, es waren damals ja auch Notjahre.

Also Herr P., geben Sie mir ein Zeichen, und wenn Ihnen damals das Schaf abhanden gekommen ist, dann schreiben Sie mit Kreide an das Denkmal bei der kath. Kirche direkt beim Seiteneingang von der Kaplanseite den Preis, und zwar auf den nächsten Sonntag nach Empfang dieser Zeilen. Wenn nicht, dann nur ein Kreuz machen. Es ist jetzt des Abends ja schon dunkel, und Sie können das ja unauffällig machen.

Also, wenn meine Frage zutrifft, dann den Preis in Zahlen an der besagten Stelle, wenn nicht ein Kreuz machen, auf alle Fälle bitte ich noch mal um die Zeichen, damit die gequälte Seele zur Ruhe findet. Bitte die Denkmalseite zum Marktplatz hin benutzen!

Im Voraus Dank.


(Brief im Besitz der Familie Lödige (Marienhof). Frau P. hat damals am Sockel einen Strich angebracht = erledigt.)

Autor: Johannes Waldhoff, 18.10.2019 
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