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Rathaus

Das zweigeschossige Traufenhaus auf hohem Sockel wurde 1835 auf dem Platz der früheren Knabenschule errichtet. Die einzige Zier des klassisch-einfachen Baukörpers bilden die hohe Freitreppe und die Wappenbekrönung über dem Hauptportal.

Im Rathaus befand sich lange Zeit der einzige Festsaal der Stadt, ferner bis 1902 die Mädchenschule mit Lehrerinnenwohnung, das städtische Gefängnis und bis 1969 das Feuerwehr-Gerätehaus. Außerdem diente es von 1865 bis 1962 der Rektoratschule als Schulhaus. Im Inneren wurde es vielfach umgebaut und 1949 wurde ein Realschulanbau errichtet (heute Bürotrakt). Von 1984 bis 1986 folgte auf dem Grundstück der ehemaligen Vikarie ein weiterer Anbau für Verwaltungszwecke. Hier sind heute alle Fachbereiche der Stadtverwaltung und die Polizei untergebracht.

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3276.92.1 - https://soundcloud.com/user-896273653-111246945/marktplatz/s-BHtp6#t=5:43

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Wie beim alten Rathaus so wurde auch beim neuen Rathaus Repräsentation an die erste Stelle gerückt. Das Rathaus wurde viel zu groß gebaut. Es fasste 1835, als es eröffnet wurde, nicht nur die Stadtverwaltung, wenig später kam die gesamte Rektoratsschule hinzu, die Lehrerwohnung. Im Rathaus war das Spritzenhaus der Stadt untergebracht und das Gefängnis, von uns liebevoll das Kittchen genannt. 

Wenn wir einen Blick auf die frühere Situation der Stadtverwaltung, die ja in den Rathäusern stattfand, werfen, dann kommen wir aus dem Staunen nicht heraus. Der Stadtrat und der Bürgermeister, sie wurden nur für ein Jahr gewählt. Aber es gab keinen aufwendigen Wahlkampf. Es gab keine gegenseitigen Beleidigungen oder Wahlversprechen. Nein. Am Geburtstag der Stadt, am 2. Februar, holte man Abends die zehn Offiziere der Schützengesellschaft, der niedertorschen und der windtorschen Kompanie aufs Rathaus, schloss sie ein und die wählten dann den Stadtrat für das kommende Jahr. Erst wenn sie klopften, weil sie sich einig geworden waren, wurden die Türen wieder geöffnet und das Regieren in Steinheim konnte fortgefahren werden.

Das hört sich heute sehr demokratisch an, hat aber eine kleine Einschränkung. Der Stadtrat konnte nur aus der dünnen sozialen Oberschicht, aus der sogenannten ratsfähigen Familien gewählt werden. Die bäuerliche Schicht und die unterbäuerlichee Schicht, sie hatten auf das Regiment der Stadt keinerlei Einfluss. 

Der alte Rat trat aber nicht ganz ab, er war neben dem regierenden Rat der sitzende Rat. Jedes Mal wenn wichtige Entscheidungen in Steinheim anlagen, dann kamen beide Räte zusammen, ergänzt durch die zehn Schützenoffiziere. Sie tagten im pleno, das heißt alle hatten Sitz und Stimme und konnten diese wichtigen Sachen entscheiden.

Noch ein Kuriosum zum Neubau des neuen Rathauses. 1835, der Bürgermeister vermerkte damals in der Stadt, das Rathaus hat 6000 Taler Baukosten verursacht. Es hätte wesentlich billiger sein können, wenn die Steinheimer Bürger nicht so viel Baumaterial gestohlen hätten.

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